In Zeiten von Krisen und Polarisierung können Nachrichten ganz schön runterziehen. Studien belegen bereits, dass vor allem junge Menschen heutzutage auf das Schauen von Nachrichten verzichten. Doch auch allgemein geht der klassische Journalismus oft nicht darüber hinaus, Probleme und Reaktionen zu benennen. Lösungsansätze oder konstruktiver Dialog stehen nicht im Zentrum der Berichterstattung.
Das Konzept des konstruktiven Journalismus macht das anders. Diese Form der Berichterstattung ist in den letzten Jahren in der Branche in aller Munde. Doch nur wenige wissen genau, was es bedeutet. Heute möchte ich herausfinden, wie KI uns helfen kann, konstruktiver zu berichten.
Dabei greife ich zurück auf die Informationen des ‘bonn institute’. Die Organisation legt ihren Fokus komplett auf konstruktiven Journalismus. Das Leitbild des ‘bonn institute’ konzentriert sich auf die Zukunft des Journalismus, mit dem Ziel, diesen sowohl für die Menschen als auch für die demokratische Gesellschaft wertvoller zu machen. Das Institut strebt danach, den Journalismus lösungsorientierter, perspektivenreicher und dialogischer zu gestalten, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und sie bei guten Entscheidungen für ihr Leben zu unterstützen. Mehr zum Leitbild liest du hier.
Was ist konstruktiver Journalismus?
Konstruktiver Journalismus ist eine Form des Journalismus, die sich auf die positive Beeinflussung der Gesellschaft und die Interessen der Menschen konzentriert. Diese Art des Journalismus zielt darauf ab, ein zukunftsorientiertes, faktenbasiertes und nuanciertes Bild der Wirklichkeit zu vermitteln. Dabei werden Lösungsansätze genauso sorgfältig recherchiert wie Probleme, um einer einseitig negativen Weltsicht entgegenzuwirken und das Gefühl der Selbstwirksamkeit bei den Mediennutzenden zu stärken.
Konstruktiver Journalismus setzt auf Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven, um die Welt in ihrer Komplexität zu reflektieren und übermäßiger Vereinfachung sowie Polarisierung entgegenzuwirken. Zudem definiert er die Rolle von Journalistinnen und Journalisten neu, indem er sie als Moderatoren eines öffentlichen, konstruktiven Dialogs sieht, was neue Möglichkeiten für bessere Gespräche in der Gesellschaft eröffnet. Die drei zentralen Elemente des konstruktiven Journalismus sind Lösungsfokus, Perspektivenreichtum und konstruktiver Dialog.
Eine vollständige Erklärung gibt es auf der Homepage des ‘bonn institute’.
Wie hilft uns KI im konstruktiven Journalismus?
Künstliche Intelligenz kann in vielerlei Hinsicht helfen, die Ideen des konstruktiven Journalismus in unserer Berichterstattung umzusetzen. Ich möchte, dass die KI mir umfänglich mit dem Thema helfen kann und als Assistent dient, der auf zahlreiche verschiedene Fragen antworten kann.
Ich “baue” daher einen kleinen Chatbot mit den Informationen des ‘bonn institute’ und nutze folgenden Prompt:
“Ich bin Journalist und schreibe regelmäßig Artikel zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Ich würde diese Themen und Artikel in Zukunft gerne konstruktiver gestalten. Ich möchte, dass du mich als Berater zum Thema konstruktiver Journalismus begleitest. Ich werde dir in Zukunft Fragen zu meiner journalistischen Berichterstattung stellen und wie ich sie konstruktiver machen kann. Ich gebe dir zunächst Informationen und Definitionen von konstruktivem Journalismus. Diese sind die Grundlage für deine zukünftige Beratung.”
An diesen Prompt hänge ich einfach die Erklärungen des ‘bonn institute’ als kopierten Text an.
Die KI ist bereit und freut sich auf ihren Einsatz:
Nun können wir kreativ werden, was den Einsatz der KI angeht. Ich sehe unter anderem folgende Anwendungsbereiche:
Folgende Prompts/Fragen stelle ich testweise an die KI und erhalte folgende Antworten.
“Ich recherchiere zum Thema ‘Bürgerpartizipation in Europa vor der Europawahl’. Bitte gib mir erste Tipps, wie ich die Recherche und Protagonist:innensuche konstruktiv gestalten kann.”
“Ich schreibe einen Artikel über rechts-populistische Parteien in Deutschland. Wie kann ich diese Berichterstattung konstruktiv gestalten? Welche Informationen sollte ich sammeln?”
“Ich habe einen ersten Entwurf für einen Artikel zum Thema ‘Bauernproteste in Deutschland’ geschrieben. Bitte checke den Entwurf und gib mir Tipps, wie ich den Text konstruktiver gestalten kann.”
So ist es möglich, die KI breit im Thema konstruktiver Journalismus aufzustellen und immer wieder offene Fragen zu beantworten. Diese dienen natürlich nur als Inspiration und Brainstorming für die eigene Arbeit.
Es ist aber auch möglich, die KI gezielt mit einem Thema und einem Dokument arbeiten zu lassen. Konstruktiver Journalismus heißt zum Beispiel auch, bei der Veröffentlichung einer Studie nicht nur negative Aspekte aufzugreifen und Panik zu verbreiten. Die positiven Aspekte, die Ansätze, die bereits funktionieren, müssen mindestens genauso viel Raum bekommen.
Dafür schaue ich mir eine Studie der Krankenkasse Barmer an. In dieser geht es um Cybermobbing, vor allem um den Anstieg von Cybermobbing in Deutschland. Die Tagesschau titelt: “Cybermobbing nimmt weiter zu”. Doch geht das auch konstruktiver?
Ich lade den Report mit dem obigem Grundlagenprompt in ChatGPT hoch (leider nur mit Plus-Abo möglich) und formuliere folgenden Prompt:
“Bitte analysiere die angehängte Studie und gib mir Aspekte, die für eine konstruktive Berichterstattung geeignet sind.”
Zunächst gibt mir die KI nur allgemeine Antworten, also frage ich noch einmal genauer nach:
“Findest du diese Lösungsansätze und positiven Aspekte im Dokument?”
Nun gibt mir die KI wirklich positive Aspekte und Lösungsansätze aus der Studie, die für eine konstruktive Berichterstattung wichtig sind.
Wie immer kann die KI uns also ein Assistent sein, um konstruktive Berichterstattung zu gewährleisten. Sie kann zunächst als gutes Tool dienen, um unsere Denkweisen zu ändern und konstruktiver an Recherchen ranzugehen. Sie kann aber auch erste Entwürfe und allgemeine Fragen beantworten. Das letzte kreative Wort haben dann die Journalist:innen.