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Prompt-Tipp: Konstruktiver Journalismus mit KI

1. Februar 2024

In Zeiten von Krisen und Polarisierung können Nachrichten ganz schön runterziehen. Studien belegen bereits, dass vor allem junge Menschen heutzutage auf das Schauen von Nachrichten verzichten. Doch auch allgemein geht der klassische Journalismus oft nicht darüber hinaus, Probleme und Reaktionen zu benennen. Lösungsansätze oder konstruktiver Dialog stehen nicht im Zentrum der Berichterstattung.


Das Konzept des konstruktiven Journalismus macht das anders. Diese Form der Berichterstattung ist in den letzten Jahren in der Branche in aller Munde. Doch nur wenige wissen genau, was es bedeutet. Heute möchte ich herausfinden, wie KI uns helfen kann, konstruktiver zu berichten.


Dabei greife ich zurück auf die Informationen des ‘bonn institute’. Die Organisation legt ihren Fokus komplett auf konstruktiven Journalismus. Das Leitbild des ‘bonn institute’ konzentriert sich auf die Zukunft des Journalismus, mit dem Ziel, diesen sowohl für die Menschen als auch für die demokratische Gesellschaft wertvoller zu machen. Das Institut strebt danach, den Journalismus lösungsorientierter, perspektivenreicher und dialogischer zu gestalten, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und sie bei guten Entscheidungen für ihr Leben zu unterstützen. Mehr zum Leitbild liest du hier.


Was ist konstruktiver Journalismus?

Konstruktiver Journalismus ist eine Form des Journalismus, die sich auf die positive Beeinflussung der Gesellschaft und die Interessen der Menschen konzentriert. Diese Art des Journalismus zielt darauf ab, ein zukunftsorientiertes, faktenbasiertes und nuanciertes Bild der Wirklichkeit zu vermitteln. Dabei werden Lösungsansätze genauso sorgfältig recherchiert wie Probleme, um einer einseitig negativen Weltsicht entgegenzuwirken und das Gefühl der Selbstwirksamkeit bei den Mediennutzenden zu stärken.


Konstruktiver Journalismus setzt auf Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven, um die Welt in ihrer Komplexität zu reflektieren und übermäßiger Vereinfachung sowie Polarisierung entgegenzuwirken. Zudem definiert er die Rolle von Journalistinnen und Journalisten neu, indem er sie als Moderatoren eines öffentlichen, konstruktiven Dialogs sieht, was neue Möglichkeiten für bessere Gespräche in der Gesellschaft eröffnet. Die drei zentralen Elemente des konstruktiven Journalismus sind Lösungsfokus, Perspektivenreichtum und konstruktiver Dialog.

Eine vollständige Erklärung gibt es auf der Homepage des ‘bonn institute’.


Wie hilft uns KI im konstruktiven Journalismus?

Künstliche Intelligenz kann in vielerlei Hinsicht helfen, die Ideen des konstruktiven Journalismus in unserer Berichterstattung umzusetzen. Ich möchte, dass die KI mir umfänglich mit dem Thema helfen kann und als Assistent dient, der auf zahlreiche verschiedene Fragen antworten kann.


Ich “baue” daher einen kleinen Chatbot mit den Informationen des ‘bonn institute’ und nutze folgenden Prompt:


“Ich bin Journalist und schreibe regelmäßig Artikel zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Ich würde diese Themen und Artikel in Zukunft gerne konstruktiver gestalten. Ich möchte, dass du mich als Berater zum Thema konstruktiver Journalismus begleitest. Ich werde dir in Zukunft Fragen zu meiner journalistischen Berichterstattung stellen und wie ich sie konstruktiver machen kann. Ich gebe dir zunächst Informationen und Definitionen von konstruktivem Journalismus. Diese sind die Grundlage für deine zukünftige Beratung.”


An diesen Prompt hänge ich einfach die Erklärungen des ‘bonn institute’ als kopierten Text an.



Die KI ist bereit und freut sich auf ihren Einsatz:

Nun können wir kreativ werden, was den Einsatz der KI angeht. Ich sehe unter anderem folgende Anwendungsbereiche:

  • Themenrecherche und Protagonist:innensuche perspektivenreicher
  • Sammlung von Informationen mit mehr Lösungsansätzen
  • Interpretation von Studien mit Fokus auf positive Aspekte und Lösungen
  • Skripte und Texte konstruktiver gestalten
  • Mehr konstruktiver Dialog als Ziel der Artikel


Folgende Prompts/Fragen stelle ich testweise an die KI und erhalte folgende Antworten.


“Ich recherchiere zum Thema ‘Bürgerpartizipation in Europa vor der Europawahl’. Bitte gib mir erste Tipps, wie ich die Recherche und Protagonist:innensuche konstruktiv gestalten kann.”


“Ich schreibe einen Artikel über rechts-populistische Parteien in Deutschland. Wie kann ich diese Berichterstattung konstruktiv gestalten? Welche Informationen sollte ich sammeln?”


“Ich habe einen ersten Entwurf für einen Artikel zum Thema ‘Bauernproteste in Deutschland’ geschrieben. Bitte checke den Entwurf und gib mir Tipps, wie ich den Text konstruktiver gestalten kann.”

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So ist es möglich, die KI breit im Thema konstruktiver Journalismus aufzustellen und immer wieder offene Fragen zu beantworten. Diese dienen natürlich nur als Inspiration und Brainstorming für die eigene Arbeit.



Es ist aber auch möglich, die KI gezielt mit einem Thema und einem Dokument arbeiten zu lassen. Konstruktiver Journalismus heißt zum Beispiel auch, bei der Veröffentlichung einer Studie nicht nur negative Aspekte aufzugreifen und Panik zu verbreiten. Die positiven Aspekte, die Ansätze, die bereits funktionieren, müssen mindestens genauso viel Raum bekommen.

Dafür schaue ich mir eine Studie der Krankenkasse Barmer an. In dieser geht es um Cybermobbing, vor allem um den Anstieg von Cybermobbing in Deutschland. Die Tagesschau titelt: “Cybermobbing nimmt weiter zu”. Doch geht das auch konstruktiver?


Ich lade den Report mit dem obigem Grundlagenprompt in ChatGPT hoch (leider nur mit Plus-Abo möglich) und formuliere folgenden Prompt:


“Bitte analysiere die angehängte Studie und gib mir Aspekte, die für eine konstruktive Berichterstattung geeignet sind.”


Zunächst gibt mir die KI nur allgemeine Antworten, also frage ich noch einmal genauer nach:


“Findest du diese Lösungsansätze und positiven Aspekte im Dokument?”


Nun gibt mir die KI wirklich positive Aspekte und Lösungsansätze aus der Studie, die für eine konstruktive Berichterstattung wichtig sind.

Chatverlauf nachlesen

Wie immer kann die KI uns also ein Assistent sein, um konstruktive Berichterstattung zu gewährleisten. Sie kann zunächst als gutes Tool dienen, um unsere Denkweisen zu ändern und konstruktiver an Recherchen ranzugehen. Sie kann aber auch erste Entwürfe und allgemeine Fragen beantworten. Das letzte kreative Wort haben dann die Journalist:innen.

von Patrick Große 5. Juli 2024
Heute möchte ich nochmal einen Exkurs in den Bereich der Bilderstellung wagen. Ein Bereich, der natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, vor allem im Journalismus. Die Nutzung von KI-Bildern ist irreführend und sollte nur mit entsprechendem Transparenzhinweis in Medien genutzt werden. Auf der anderen Seite steht die Diskussion, ob KI-Kunst wirklich Kunst ist. Dennoch gibt es viele, die sich zuhause privat mit der Erstellung von KI-Bildern befassen. Das ist mittlerweile mit zahlreichen Tools möglich: Midjourney, ChatGPT-Plus oder der erweiterten Version von Copilot, die viele Medienunternehmen inzwischen nutzen. Wie ein perfekter Prompt zur Bilderstellung aussieht, haben vor uns vor einiger Zeit bereits angeschaut. Doch wer mit KI-Bildern bereits experimentiert hat, wird merken, ein und derselbe Prompt produzieren über die Zeit andere Ergebnisse. Der Stil eines Bildes lässt sich über einfaches Prompten kaum halten. Hier kommt der sogenannte Seed (dt. Samen) in Spiel. Jedes von KI erstellte Bild kommt nämlich einen Seed, also eine einzigartige Nummer, mit dem das System das Bild erkennt. Durch die Nennung des Seeds können auch weitere Bilder in der Zukunft wieder im gleichen Stil erstellt werden. Mein Beispiel-Prompt: “Du bist Zeichner für Kinderbücher. Bitte erstelle ein Bild von einem Hasen, der gemeinsam mit einem Bär, einer Eule und einer Schnecke im Wald wohnt. Das Bild sollte eine ansprechende Zeichnung sein, die in einem Buch für Kinder von 2-5 Jahren erscheint.” Das Ergebnis: 
von Patrick Große 5. Juli 2024
In der Welt der Künstlichen Intelligenz gibt es derzeit heiße Diskussionen über die Grenze zwischen fairer Nutzung und Plagiat. Im Mittelpunkt steht Perplexity AI, ein Startup, das eine Suchmaschine mit einem Sprachmodell kombiniert, um detaillierte Antworten zu liefern. Anders als andere KI-Modelle trainiert Perplexity keine eigenen, sondern nutzt bestehende Modelle und sammelt Informationen aus dem Internet. Vorwürfe gegen Perplexity AI Im Juni 2023 wurde Perplexity vorgeworfen, unethisch zu handeln. Das Medium Forbes beschuldigte das Startup, einen seiner Artikel plagiiert zu haben, und Wired warf Perplexity vor, seine Website und andere unerlaubt zu scrapen. Diese Vorwürfe werfen ein Schlaglicht auf die komplexen rechtlichen und ethischen Fragen, die mit der Nutzung von KI im Journalismus verbunden sind. Das Problem mit dem Web-Scraping Wired berichtete, dass Perplexity das Robots Exclusion Protocol ignorierte, das Websites davor schützen soll, von Web-Crawlern durchforstet zu werden. Eine Untersuchung ergab, dass eine mit Perplexity verbundene IP-Adresse Inhalte von Websites sammelte, die für Bots gesperrt sind. Web-Scraping bedeutet, dass automatisierte Software das Internet durchforstet, um Informationen zu sammeln. Suchmaschinen wie Google tun dies, um Webseiten in Suchergebnissen anzuzeigen. Aber viele Verlage wollen nicht, dass ihre Inhalte für den Aufbau von KI-Datensätzen genutzt werden. Plagiat oder faire Nutzung? Wired und Forbes beschuldigten Perplexity auch des Plagiats. Wired stellte fest, dass der Perplexity-Chatbot einen ihrer Artikel fast wortwörtlich zusammenfasste. Forbes berichtete Ähnliches und kritisierte, dass Perplexity Inhalte von verschiedenen Nachrichtenquellen nutzte, ohne diese ausreichend zu kennzeichnen. Perplexity vergleicht seine Zusammenfassungen mit journalistischer Praxis, bei der Fakten aus verschiedenen Quellen genutzt werden. Zukunftsaussichten und Lösungen KI-Unternehmen wie OpenAI haben Vereinbarungen mit Nachrichtenverlagen getroffen, um deren Inhalte nutzen zu dürfen. Diese Abkommen ermöglichen den Verlagen, von der KI-generierten Nutzung ihrer Inhalte zu profitieren. Perplexity plant nun ähnliche Abkommen und möchte Verlagen durch Werbeeinnahmen einen Anteil zukommen lassen. Perplexity-CEO Aravind Srinivas erklärte, dass das Unternehmen die Quellen in Zukunft prominenter zitieren werde. Allerdings gebe es technische Herausforderungen, da KI-Modelle wie ChatGPT und Perplexity manchmal fehlerhafte oder erfundene Links generieren, was die Zuverlässigkeit der Zitate beeinträchtigen kann.
von Patrick Große 20. Juni 2024
Der heutige "Prompt-Tipp" ist ein Erfahrungsbericht über meine Arbeit mit Künstlicher Intelligenz, der zur Abwechslung einmal keinen spezifischen Prompt für die journalistische Arbeit bietet. In der vergangenen Woche hatte ich die Gelegenheit, als "Mechaniker" an der KI-Werkstatt von MDR next in Leipzig teilzunehmen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die Einladung. Dort konnten Redakteur:innen vorbeikommen, um ihre konkreten KI-Herausforderungen zu besprechen und auszuprobieren. Zwei Kolleg:innen kamen mit dem Ziel, KI zu nutzen, um die verschiedenen Wahlprogramme zur kommenden Landtagswahl in Sachsen zu analysieren. Der MDR testet derzeit ein internes GPT-Tool, ähnlich wie der SWR, in einer ersten Testphase. Dieses Tool basiert auf den Fähigkeiten von ChatGPT-4. Es lag daher nahe, diese Herausforderung mit ChatGPT anzugehen. Unser Ansatz war folgender: Download der Parteiprogramme in einen lokalen Ordner und Benennung nach dem gleichen Schema, z.B. “Partei_Wahlprogramm_Sachsen”. Hochladen aller Wahlprogramme in das Interface von ChatGPT. Formulierung eines Basis-Prompts, um die Aufgabe an die KI zu definieren. Unser erster Basis-Prompt sah so aus: “Du bist Journalist und führst politische Faktenchecks und Analysen zu Wahlprogrammen für die kommende Landtagswahl im Bundesland Sachsen durch. Deine Aufgabe ist es, die Wahlprogramme der relevanten Parteien nach bestimmten Kriterien zu analysieren. Deine Aufgaben umfassen: Durchsuchen der Wahlprogramme nach den wichtigsten Punkten. Vergleich dieser Punkte mit den Wahlprogrammen anderer Parteien. Analyse nach vorgegebenen Themenkomplexen (z.B. Wirtschaft, Bildung, Umwelt). Auswertung nach bestimmten Kriterien (z.B. Umsetzbarkeit, Konkretheit). Wichtige Hinweise: Gib zu jeder analysierten Aussage die exakte Quelle mit Wahlprogramm und Seitenzahl an. Agiere neutral und faktengetreu, ohne eigene Interpretationen vorzunehmen. Ergebnisse: Erstelle eine tabellarische Übersicht mit allen relevanten Textstellen, einschließlich Seitenzahl und Wahlprogramm. Anbei findest du die verschiedenen Wahlprogramme. Bitte nutze ausschließlich diese Dokumente für deine Analyse.” Die KI startete anschließend sofort die Analyse und wählte dabei zufällige Themenfelder: Bildung Energie Familie und Demografie Wirtschaft Innere Sicherheit Das Tool erklärte nicht, warum es bestimmte Themenfelder wählte. Es wäre wertvoller gewesen, zunächst einen allgemeinen Überblick über alle Wahlprogramme zu erhalten. Während bei der ersten Partei die Seitenzahlen der Textstellen im Wahlprogramm zuverlässig angegeben wurden, erschien bei späteren Parteien lediglich ein "X" als Platzhalter für die Seitenzahl. 
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