Background: Das erste KI-Gesetz weltweit: Der AI Act der EU
Die EU wird die erste Gesetzgebung weltweit zu Künstlicher Intelligenz erhalten. Der Text des sogenannten “AI Act” wurde nun geleaket. Das steht drin.
Hintergrund des AI Act
Die Europäische Union steht kurz vor der Verabschiedung eines wegweisenden Gesetzes, des AI Act, zur Regulierung Künstlicher Intelligenz. Nach intensiven Verhandlungen präsentierten die Verhandlungspartner der EU einen umfassenden Textentwurf, der die gemeinsame Position des Europaparlaments und der EU-Mitgliedstaaten darlegt. Dieser Entwurf, der auf 892 Seiten erstreckt, muss noch formell akzeptiert werden.
Hauptaspekte des AI Act
- Automatische Gesichtserkennung: Der Entwurf sieht vor, dass Systeme zur Echtzeit-Fernidentifikation unter bestimmten Umständen erlaubt sind, z.B. zur Suche nach Opfern von Straftaten oder vermissten Kindern. Es gibt jedoch kaum Einschränkungen für die nachträgliche biometrische Fernidentifikation.
- Regulierung universeller KI-Systeme: Ein wesentlicher Teil des Entwurfs betrifft die Regulierung sogenannter General Purpose AI (GPAI) Systeme. Diese Kategorie umfasst auch universelle KI-Systeme wie Chatbots.
- Regulierung nach Anwendungsbereich: Die EU verfolgt das Konzept, bestimmte Anwendungen von KI zu regulieren oder zu verbieten, anstatt die Technologie selbst. Dies beinhaltet die Einschränkung oder das Verbot von Anwendungen wie automatisierter biometrischer Gesichtserkennung oder Social-Scoring-Systemen.
- Anforderungen an Anbieter: Anbieter von GPAI-Systemen müssen eine technische Dokumentation ihrer Modelle veröffentlichen, einschließlich Trainings- und Testverfahren. Für hochriskante Systeme gelten strengere Anforderungen, einschließlich der Durchführung standardisierter Tests.
- KI-Behörde der EU: Der Entwurf sieht die Einrichtung einer speziellen EU-KI-Behörde vor, die unter anderem Richtlinien für den Einsatz hochriskanter Systeme vorgeben soll.
- Ausnahmen für Forschung und Entwicklung: Die Verordnung gilt nicht für KI-Systeme, die ausschließlich zu Forschungs- und Entwicklungszwecken eingesetzt werden. Ähnliche Ausnahmen gibt es für die produktorientierte Forschung und Entwicklung.
Debatten und Widerstände
- Kritik an Gesichtserkennung: Einige EU-Abgeordnete kritisieren die Regelungen zur Gesichtserkennung scharf und befürchten, dass sie zu einer umfassenden Überwachung führen könnten.
- Widerstand von Mitgliedstaaten: Länder wie Frankreich suchen nach Wegen, den AI Act zu blockieren oder zu verzögern, aus Sorge um Wettbewerbsnachteile für europäische Unternehmen.
- Druck zur Zustimmung: Angesichts der bevorstehenden Europawahlen im Juni 2024 besteht erheblicher Druck auf das Europaparlament, der Einigung zuzustimmen, um eine Verzögerung der gesamten KI-Regulierung zu vermeiden.
Zusammengestellt mit Informationen von golem.de


