Blog Layout

Prompt-Tipp: ChatGPT vs. Gemini: Ein journalistischer Vergleich

28. Februar 2024

Gemini wird gefeiert als DER große Konkurrent für ChatGPT. Doch wie sieht die Realität aus? Hat Gemini bereits ChatGPT in seinen Fähigkeiten überholt? Ich mache heute einen praktischen Test und nutze verschiedene journalistische Prompts aus vergangenen Newslettern, um die Outputs von ChatGPT und Gemini zu vergleichen. Ich vergleiche dabei die Plus-Versionen der Tools, um die Ergebnisse bestmöglich mit den Versprechen der Unternehmen abzugleichen.


Allgemeiner Textstil und Struktur

Im ersten Schritt bitte ich die KI-Tools einen journalistischen Artikel zu erstellen über die Mondlandung. Das Wissen dazu haben beide Tools in ihren Daten. Ich setzte den Ton fest und gebe auch eine grobe Struktur vor:


“Bitte schreibe einen journalistischen Nachrichtenartikel zur Mondlandung 1969. Schreibe sachlich, neutral, aber dennoch ansprechend für Leser. Füge eine allgemeine Überschrift hinzu und unterteile den Text durch Zwischenüberschriften.”


Das Ergebnis: Insgesamt gefällt mit der Text von Gemini etwas besser. Er wirkt zwar sachlich und neutral, ist dabei aber ansprechender und kreativer geschrieben. Der Text von ChatGPT wirkt eher wie eine etwas ansprechendere Version eines Wikipedia-Eintrags. Außerdem hat Gemini ohne Aufforderung eine Ortsmarke hinzugefügt und einen knackigen Teaser geschrieben. Der Teaser von ChatGPT ist sehr lang. Zwischenüberschriften sind bei beiden Tools vorhanden. Ein Punkt für Gemini.

New Button New Button

Textzusammenfassung

Als nächstes lasse ich die Tools einen längeren Text zusammenfassen. Ich gebe ihnen dabei kaum Vorgaben, wie das Ergebnis aussehen soll, um herauszufinden, wie die Tools diese Aufgabe in ihrem Standardsetting angehen. Ich nehme dafür ein Interview mit FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann:


“Bitte fasse das folgende Interview zusammen.”


Das Ergebnis: Gemini wird dafür geschätzt, das es einen unkomplizierten Internetzugang hat. Man gibt einfach eine URL dazu, und die KI kann den Text lesen. Doch in diesem Fall weigert sich die KI mit den Worten: “Ich bin eine textbasierte KI und kann in diesem Fall nicht helfen.” Bei ChatGPT kommt eine gute kompakte Zusammenfassung heraus, aber nur da ich ein Plugin genutzt habe, das auf URLs zugreifen kann. Gibt man ChatGPT im normalen Modus eine URL, egal ob Standard- oder Plus-Version, wird dies nicht erfolgreich sein. Außerdem ist das Ergebnis von ChatGPT mit Plugin nicht teilbar. Daher fehlt an dieser Stelle der Link zum Chat. Kein Punkt für niemanden.

Ergebnis von Gemini

Analyse von PDFs

Eines der letzten Updates von ChatGPT brachte eine große Verbesserung in der Fähigkeit, PDF-Dateien zu analysieren. Aber wie meistert Gemini die Aufgabe? Ich nehme dafür, wie in einem der letzten Newsletter, das in 2023 oft diskutierte “Gebäudeenergiegesetz”. Es hat 87 Seiten. Ich frage die KIs, was drin steht und wie es das Leben der Bürger:innen betrifft:


“Anbei findest du ein Gesetz der deutschen Bundesregierung. Bitte erkläre mir, worum es in diesem Gesetz geht und wie dieses Gesetz sich auf das Leben der Bürger auswirkt.”


Das Ergebnis: Beide Tools schaffen es, das PDF zu lesen. Bei ChatGPT lade ich es als Datei hoch, bei Gemini habe ich einfach den Link zum Dokument hinzugefügt. ChatGPT gibt mir eine sehr kurze und allgemein gehaltene Zusammenfassung meiner Fragen. Gemini erklärt zunächst, worum es in dem Gesetz geht und geht dann noch tiefer in die Materie, indem es Listen erstellt mit den Auswirkungen auf die Bürger:innen, Herausforderungen und Fazit. Hier geht der Punkt an Gemini.

Ergebnis von ChatGPT New Button

Protagonistensuche

KI kann uns helfen interessante Protagonisten und Gesprächspartner:innen zu finden. Dies haben wir bereits in einem der letzten Newsletter getestet. Nötig ist dafür erneut ein Internetzugang. Diese Aufgabe könnte die kostenlose Version von ChatGPT also in keinem Fall lösen. Schauen wir und die Ergebnisse der Pro-Versionen an:


“Du bist Journalist:in für ein Online-Medium und führst regelmäßig ausführliche Interviews mit Personen aus Politik und Gesellschaft. Du möchtest ein Interview führen zum Thema ‘Veränderungen in der Gesellschaft durch künstliche Intelligenz’. Du benötigst Gesprächspartner:innen zu diesem Thema. Bitte recherchiere mögliche Personen. Diese können aus verschiedenen Bereichen wie Forschung, Technik, Medien stammen. Bitte erstelle mir eine Liste mit den Personen, mit ihrem Namen und ihrer Funktion.”


Das Ergebnis: ChatGPT gibt mir eine Liste von fünf Personen bzw. Organisationen, diese sind auch ausführlich genug beschrieben und Quellen sind ebenfalls angegeben. Schade ist allerdings, dass oft die gleichen Quellen genutzt werden. So werden drei der fünf Personen in Zusammenhang mit der “Rise of AI Conference” genannt. ChatGPT agiert hier eher wie eine Suchmaschine, die ihre ersten Ergebnisse mit etwas Beschreibung darstellt. Gemini gibt eine große Liste an Personen heraus und teilt diese in verschiedene Kategorien (Technik, Forschung, Medien, Politik, …). Hier sind allerdings keine Quellen angegeben, sodass eine Überprüfung der Angaben schwierig wird. Hier bleibt es bei einem Unentschieden.

New Button Ergebnis von Gemini

Bilder analysieren und erstellen

Bei beiden KI-Tools ist es möglich Bilder hochzuladen. Die KI kann hier im journalistischen Alltag zum Beispiel dabei helfen Grafiken und Diagramme auszulesen.  Ich nutze dafür erneut folgendes Schaubild zur Militärstärke der Ukraine und Russlands. Besonders tricky: Das Bild ist ein wenig pixelig.

Quelle: How serious is Vladimir Putin about launching a major Ukraine offensive?


“Bitte analysiere die Militärstärke von Russland und Ukraine und ziehe Schlüsse für einen Kampf zwischen den beiden Ländern.”


Das Ergebnis: Gemini gibt mir unaufgefordert die einzelnen Zahlen des Schaubilds wider, was praktisch sein kann, um im Text damit weiterzuarbeiten. Anschließend erfolgt eine Analyse, die den Anschein erweckt, als würde die KI bereits erste Erkenntnisse aus dem realen Krieg zwischen den beiden Ländern mit einbeziehen. ChatGPT stellt keine Übersicht der Zahlen zur Verfügung, beschreibt aber gut die Situation und gibt passende Schlussfolgerungen. Der Ton ist dabei etwas trockener und analytischer als bei Gemini. Fast unentschieden mit einem leichten Vorteil für Gemini. Es ist erneut nicht möglich, den Chat von ChatGPT zu teilen, da dieser ein Bild enthält. Daher hier das Ergebnis als Screenshot:

New Button

Fazit: Gemini liefert erstaunlich gute Ergebnisse ab. Dabei stellt man aber auch fest, dass die gesamte Produktpalette, die Google versprochen hat, aktuell noch noch verfügbar ist in Deutschland. Zur Verteidigung von ChatGPT ist zu sagen, dass die Möglichkeiten der Datenanalyse, Datenerstellung und Darstellung bei ChatGPT um einiges mehr ausgereift sind, da es dort möglich ist, Dateien hochzuladen. Bei Gemini ist es nur möglich Bilder hinzuzufügen. All das ist bei ChatGPT aber auch nur mit einem Plus-Abo möglich. A propos Bilder: ChatGPT-Plus kann diese bereits sehr zuverlässig mit Dall-E 3 erstellen. Bei Gemini (Advanced) ist das, zumindest in Deutschland, noch nicht möglich.


Für alle, die kein Geld für KI-Tools ausgeben möchten, ist Gemini eine super Alternative zu ChatGPT. Es liefert gute Ergebnisse, hat schon in der Basisversion Zugriff aufs Internet, auch das Hochladen von Bildern ist in der Free-Version möglich. In Zukunft wird auch das Erstellen von Bildern für alle möglich sein, anders als bei ChatGPT, wo ein Plus-Abo nötig ist.


Ich werde in Zukunft beide Tools nutzen und weiter vergleichen. Versuch es doch selbst einmal und finde das beste Tools für dich.

von Patrick Große 5. Juli 2024
Heute möchte ich nochmal einen Exkurs in den Bereich der Bilderstellung wagen. Ein Bereich, der natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, vor allem im Journalismus. Die Nutzung von KI-Bildern ist irreführend und sollte nur mit entsprechendem Transparenzhinweis in Medien genutzt werden. Auf der anderen Seite steht die Diskussion, ob KI-Kunst wirklich Kunst ist. Dennoch gibt es viele, die sich zuhause privat mit der Erstellung von KI-Bildern befassen. Das ist mittlerweile mit zahlreichen Tools möglich: Midjourney, ChatGPT-Plus oder der erweiterten Version von Copilot, die viele Medienunternehmen inzwischen nutzen. Wie ein perfekter Prompt zur Bilderstellung aussieht, haben vor uns vor einiger Zeit bereits angeschaut. Doch wer mit KI-Bildern bereits experimentiert hat, wird merken, ein und derselbe Prompt produzieren über die Zeit andere Ergebnisse. Der Stil eines Bildes lässt sich über einfaches Prompten kaum halten. Hier kommt der sogenannte Seed (dt. Samen) in Spiel. Jedes von KI erstellte Bild kommt nämlich einen Seed, also eine einzigartige Nummer, mit dem das System das Bild erkennt. Durch die Nennung des Seeds können auch weitere Bilder in der Zukunft wieder im gleichen Stil erstellt werden. Mein Beispiel-Prompt: “Du bist Zeichner für Kinderbücher. Bitte erstelle ein Bild von einem Hasen, der gemeinsam mit einem Bär, einer Eule und einer Schnecke im Wald wohnt. Das Bild sollte eine ansprechende Zeichnung sein, die in einem Buch für Kinder von 2-5 Jahren erscheint.” Das Ergebnis: 
von Patrick Große 5. Juli 2024
In der Welt der Künstlichen Intelligenz gibt es derzeit heiße Diskussionen über die Grenze zwischen fairer Nutzung und Plagiat. Im Mittelpunkt steht Perplexity AI, ein Startup, das eine Suchmaschine mit einem Sprachmodell kombiniert, um detaillierte Antworten zu liefern. Anders als andere KI-Modelle trainiert Perplexity keine eigenen, sondern nutzt bestehende Modelle und sammelt Informationen aus dem Internet. Vorwürfe gegen Perplexity AI Im Juni 2023 wurde Perplexity vorgeworfen, unethisch zu handeln. Das Medium Forbes beschuldigte das Startup, einen seiner Artikel plagiiert zu haben, und Wired warf Perplexity vor, seine Website und andere unerlaubt zu scrapen. Diese Vorwürfe werfen ein Schlaglicht auf die komplexen rechtlichen und ethischen Fragen, die mit der Nutzung von KI im Journalismus verbunden sind. Das Problem mit dem Web-Scraping Wired berichtete, dass Perplexity das Robots Exclusion Protocol ignorierte, das Websites davor schützen soll, von Web-Crawlern durchforstet zu werden. Eine Untersuchung ergab, dass eine mit Perplexity verbundene IP-Adresse Inhalte von Websites sammelte, die für Bots gesperrt sind. Web-Scraping bedeutet, dass automatisierte Software das Internet durchforstet, um Informationen zu sammeln. Suchmaschinen wie Google tun dies, um Webseiten in Suchergebnissen anzuzeigen. Aber viele Verlage wollen nicht, dass ihre Inhalte für den Aufbau von KI-Datensätzen genutzt werden. Plagiat oder faire Nutzung? Wired und Forbes beschuldigten Perplexity auch des Plagiats. Wired stellte fest, dass der Perplexity-Chatbot einen ihrer Artikel fast wortwörtlich zusammenfasste. Forbes berichtete Ähnliches und kritisierte, dass Perplexity Inhalte von verschiedenen Nachrichtenquellen nutzte, ohne diese ausreichend zu kennzeichnen. Perplexity vergleicht seine Zusammenfassungen mit journalistischer Praxis, bei der Fakten aus verschiedenen Quellen genutzt werden. Zukunftsaussichten und Lösungen KI-Unternehmen wie OpenAI haben Vereinbarungen mit Nachrichtenverlagen getroffen, um deren Inhalte nutzen zu dürfen. Diese Abkommen ermöglichen den Verlagen, von der KI-generierten Nutzung ihrer Inhalte zu profitieren. Perplexity plant nun ähnliche Abkommen und möchte Verlagen durch Werbeeinnahmen einen Anteil zukommen lassen. Perplexity-CEO Aravind Srinivas erklärte, dass das Unternehmen die Quellen in Zukunft prominenter zitieren werde. Allerdings gebe es technische Herausforderungen, da KI-Modelle wie ChatGPT und Perplexity manchmal fehlerhafte oder erfundene Links generieren, was die Zuverlässigkeit der Zitate beeinträchtigen kann.
von Patrick Große 20. Juni 2024
Der heutige "Prompt-Tipp" ist ein Erfahrungsbericht über meine Arbeit mit Künstlicher Intelligenz, der zur Abwechslung einmal keinen spezifischen Prompt für die journalistische Arbeit bietet. In der vergangenen Woche hatte ich die Gelegenheit, als "Mechaniker" an der KI-Werkstatt von MDR next in Leipzig teilzunehmen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die Einladung. Dort konnten Redakteur:innen vorbeikommen, um ihre konkreten KI-Herausforderungen zu besprechen und auszuprobieren. Zwei Kolleg:innen kamen mit dem Ziel, KI zu nutzen, um die verschiedenen Wahlprogramme zur kommenden Landtagswahl in Sachsen zu analysieren. Der MDR testet derzeit ein internes GPT-Tool, ähnlich wie der SWR, in einer ersten Testphase. Dieses Tool basiert auf den Fähigkeiten von ChatGPT-4. Es lag daher nahe, diese Herausforderung mit ChatGPT anzugehen. Unser Ansatz war folgender: Download der Parteiprogramme in einen lokalen Ordner und Benennung nach dem gleichen Schema, z.B. “Partei_Wahlprogramm_Sachsen”. Hochladen aller Wahlprogramme in das Interface von ChatGPT. Formulierung eines Basis-Prompts, um die Aufgabe an die KI zu definieren. Unser erster Basis-Prompt sah so aus: “Du bist Journalist und führst politische Faktenchecks und Analysen zu Wahlprogrammen für die kommende Landtagswahl im Bundesland Sachsen durch. Deine Aufgabe ist es, die Wahlprogramme der relevanten Parteien nach bestimmten Kriterien zu analysieren. Deine Aufgaben umfassen: Durchsuchen der Wahlprogramme nach den wichtigsten Punkten. Vergleich dieser Punkte mit den Wahlprogrammen anderer Parteien. Analyse nach vorgegebenen Themenkomplexen (z.B. Wirtschaft, Bildung, Umwelt). Auswertung nach bestimmten Kriterien (z.B. Umsetzbarkeit, Konkretheit). Wichtige Hinweise: Gib zu jeder analysierten Aussage die exakte Quelle mit Wahlprogramm und Seitenzahl an. Agiere neutral und faktengetreu, ohne eigene Interpretationen vorzunehmen. Ergebnisse: Erstelle eine tabellarische Übersicht mit allen relevanten Textstellen, einschließlich Seitenzahl und Wahlprogramm. Anbei findest du die verschiedenen Wahlprogramme. Bitte nutze ausschließlich diese Dokumente für deine Analyse.” Die KI startete anschließend sofort die Analyse und wählte dabei zufällige Themenfelder: Bildung Energie Familie und Demografie Wirtschaft Innere Sicherheit Das Tool erklärte nicht, warum es bestimmte Themenfelder wählte. Es wäre wertvoller gewesen, zunächst einen allgemeinen Überblick über alle Wahlprogramme zu erhalten. Während bei der ersten Partei die Seitenzahlen der Textstellen im Wahlprogramm zuverlässig angegeben wurden, erschien bei späteren Parteien lediglich ein "X" als Platzhalter für die Seitenzahl. 
Mehr anzeigen
Share by: