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Background: KI als Gefahr für demokratische Wahlen?

19. Oktober 2023

Eine Studie, durchgeführt von AlgorithmWatch in Zusammenarbeit mit AI Forensics und verschiedenen Medienpartnern analysierte die Antworten von KI auf Fragen zu demokratischen Wahlen. Im Zentrum standen dabei die Wahlen in Hessen, Bayern und der Schweiz.


Die Forscher:innen nutzten für ihre Analysen Bing Chat, ein KI-gestützter "Copilot", der von Microsoft entwickelt wurde, mit GPT-4 läuft und Zugriff auf das Internet hat. Die Ergebnisse stellen der KI ein schlechtes Zeugnis aus.


Falsche Skandale, Umfragen und Spitzenkandidat:innen

Die Untersuchung deckte eine Reihe von Unstimmigkeiten und Fehlinformationen auf, die durch Bing Chat verbreitet wurden. Ein markantes Beispiel war die Antwort auf eine Anfrage bezüglich des Flugblatt-Skandals, in den der Freie Wähler-Politiker und bayerische Vizeministerpräsident Hubert Aiwanger verwickelt war. Dabei ging es um ein antisemitisches Flugblatt, das Aiwanger angeblich in seiner Jugend verbreitet haben soll.


Bing Chat erklärte fälschlicherweise, dass es sich um einen Skandal im Zusammenhang mit falschen und irreführenden Informationen über die Corona-Impfung handelte.


In einem anderen Fall, als nach den Ergebnissen der letzten drei Umfragen zur bevorstehenden Wahl in Bayern gefragt wurde, prognostizierte Bing Chat, dass die Freien Wähler am Wahlabend bei 4 Prozent der Stimmen landen würden. In Wirklichkeit lagen die Prognosen zu diesem Zeitpunkt jedoch zwischen 12 und 17 Prozent. Solche falschen Informationen könnten potenziell das Wahlverhalten beeinflussen, indem sie falsche Eindrücke über die Unterstützung für bestimmte Parteien vermitteln.


Die Untersuchung zeigte auch, dass Bing Chat bei der Identifizierung der Spitzenkandidat:innen für die Hessenwahl 2023 regelmäßig versagte. Es wurden falsche Kandidat:innen genannt, und in einigen Fällen wurde ein Politiker, Volker Bouffier, fälschlicherweise als Spitzenkandidat der CDU identifiziert, obwohl er sich bereits aus der Politik zurückgezogen hatte.


Diese Beispiele unterstreichen die Gefahren, die mit der Verwendung von KI in kontextsensitiven Bereichen wie Wahlen verbunden sind. Die Verbreitung von Fehlinformationen, sei es durch Fehler oder Verzerrungen in den Daten, auf denen das KI-Modell trainiert wurde, kann ernsthafte Auswirkungen auf die öffentliche Meinung und das Vertrauen in den demokratischen Prozess haben.


Es hebt auch die Notwendigkeit hervor, die Entwicklung und Implementierung von KI sorgfältig zu überwachen, insbesondere wenn sie in Bereichen eingesetzt wird, die direkte Auswirkungen auf das gesellschaftliche und politische Leben haben.


Was muss getan werden?

Angesichts dieser Ergebnisse ist es unerlässlich, dass Entwickler:innen, Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger:innen zusammenarbeiten, um Standards und Best Practices für die Verwendung von KI in der Informationsvermittlung zu etablieren. Dies könnte Schulungen zur Sensibilisierung für die Grenzen von KI, verbesserte Methoden zur Überprüfung und Validierung von durch KI generierten Informationen und strengere Richtlinien für die Verwendung von KI in sensiblen Bereichen umfassen.


Zudem ist es wichtig, dass Endbenutzer:innen sich der potenziellen Unzulänglichkeiten von KI-basierten Tools bewusst sind und kritisch über die Informationen nachdenken, die sie erhalten. Bildungsinitiativen könnten hierbei eine wichtige Rolle spielen, um das Bewusstsein für die Funktionsweise von KI-Systemen zu schärfen und die Fähigkeiten zur kritischen Beurteilung von durch KI bereitgestellten Informationen zu fördern.


Insgesamt unterstreicht die Studie die komplexe Natur von KI-Systemen und die Notwendigkeit eines multidisziplinären Ansatzes, um sicherzustellen, dass ihre Integration in die Gesellschaft die demokratischen Werte und Prozesse stärkt, anstatt sie zu untergraben.

von Patrick Große 5. Juli 2024
Heute möchte ich nochmal einen Exkurs in den Bereich der Bilderstellung wagen. Ein Bereich, der natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, vor allem im Journalismus. Die Nutzung von KI-Bildern ist irreführend und sollte nur mit entsprechendem Transparenzhinweis in Medien genutzt werden. Auf der anderen Seite steht die Diskussion, ob KI-Kunst wirklich Kunst ist. Dennoch gibt es viele, die sich zuhause privat mit der Erstellung von KI-Bildern befassen. Das ist mittlerweile mit zahlreichen Tools möglich: Midjourney, ChatGPT-Plus oder der erweiterten Version von Copilot, die viele Medienunternehmen inzwischen nutzen. Wie ein perfekter Prompt zur Bilderstellung aussieht, haben vor uns vor einiger Zeit bereits angeschaut. Doch wer mit KI-Bildern bereits experimentiert hat, wird merken, ein und derselbe Prompt produzieren über die Zeit andere Ergebnisse. Der Stil eines Bildes lässt sich über einfaches Prompten kaum halten. Hier kommt der sogenannte Seed (dt. Samen) in Spiel. Jedes von KI erstellte Bild kommt nämlich einen Seed, also eine einzigartige Nummer, mit dem das System das Bild erkennt. Durch die Nennung des Seeds können auch weitere Bilder in der Zukunft wieder im gleichen Stil erstellt werden. Mein Beispiel-Prompt: “Du bist Zeichner für Kinderbücher. Bitte erstelle ein Bild von einem Hasen, der gemeinsam mit einem Bär, einer Eule und einer Schnecke im Wald wohnt. Das Bild sollte eine ansprechende Zeichnung sein, die in einem Buch für Kinder von 2-5 Jahren erscheint.” Das Ergebnis: 
von Patrick Große 5. Juli 2024
In der Welt der Künstlichen Intelligenz gibt es derzeit heiße Diskussionen über die Grenze zwischen fairer Nutzung und Plagiat. Im Mittelpunkt steht Perplexity AI, ein Startup, das eine Suchmaschine mit einem Sprachmodell kombiniert, um detaillierte Antworten zu liefern. Anders als andere KI-Modelle trainiert Perplexity keine eigenen, sondern nutzt bestehende Modelle und sammelt Informationen aus dem Internet. Vorwürfe gegen Perplexity AI Im Juni 2023 wurde Perplexity vorgeworfen, unethisch zu handeln. Das Medium Forbes beschuldigte das Startup, einen seiner Artikel plagiiert zu haben, und Wired warf Perplexity vor, seine Website und andere unerlaubt zu scrapen. Diese Vorwürfe werfen ein Schlaglicht auf die komplexen rechtlichen und ethischen Fragen, die mit der Nutzung von KI im Journalismus verbunden sind. Das Problem mit dem Web-Scraping Wired berichtete, dass Perplexity das Robots Exclusion Protocol ignorierte, das Websites davor schützen soll, von Web-Crawlern durchforstet zu werden. Eine Untersuchung ergab, dass eine mit Perplexity verbundene IP-Adresse Inhalte von Websites sammelte, die für Bots gesperrt sind. Web-Scraping bedeutet, dass automatisierte Software das Internet durchforstet, um Informationen zu sammeln. Suchmaschinen wie Google tun dies, um Webseiten in Suchergebnissen anzuzeigen. Aber viele Verlage wollen nicht, dass ihre Inhalte für den Aufbau von KI-Datensätzen genutzt werden. Plagiat oder faire Nutzung? Wired und Forbes beschuldigten Perplexity auch des Plagiats. Wired stellte fest, dass der Perplexity-Chatbot einen ihrer Artikel fast wortwörtlich zusammenfasste. Forbes berichtete Ähnliches und kritisierte, dass Perplexity Inhalte von verschiedenen Nachrichtenquellen nutzte, ohne diese ausreichend zu kennzeichnen. Perplexity vergleicht seine Zusammenfassungen mit journalistischer Praxis, bei der Fakten aus verschiedenen Quellen genutzt werden. Zukunftsaussichten und Lösungen KI-Unternehmen wie OpenAI haben Vereinbarungen mit Nachrichtenverlagen getroffen, um deren Inhalte nutzen zu dürfen. Diese Abkommen ermöglichen den Verlagen, von der KI-generierten Nutzung ihrer Inhalte zu profitieren. Perplexity plant nun ähnliche Abkommen und möchte Verlagen durch Werbeeinnahmen einen Anteil zukommen lassen. Perplexity-CEO Aravind Srinivas erklärte, dass das Unternehmen die Quellen in Zukunft prominenter zitieren werde. Allerdings gebe es technische Herausforderungen, da KI-Modelle wie ChatGPT und Perplexity manchmal fehlerhafte oder erfundene Links generieren, was die Zuverlässigkeit der Zitate beeinträchtigen kann.
von Patrick Große 20. Juni 2024
Der heutige "Prompt-Tipp" ist ein Erfahrungsbericht über meine Arbeit mit Künstlicher Intelligenz, der zur Abwechslung einmal keinen spezifischen Prompt für die journalistische Arbeit bietet. In der vergangenen Woche hatte ich die Gelegenheit, als "Mechaniker" an der KI-Werkstatt von MDR next in Leipzig teilzunehmen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die Einladung. Dort konnten Redakteur:innen vorbeikommen, um ihre konkreten KI-Herausforderungen zu besprechen und auszuprobieren. Zwei Kolleg:innen kamen mit dem Ziel, KI zu nutzen, um die verschiedenen Wahlprogramme zur kommenden Landtagswahl in Sachsen zu analysieren. Der MDR testet derzeit ein internes GPT-Tool, ähnlich wie der SWR, in einer ersten Testphase. Dieses Tool basiert auf den Fähigkeiten von ChatGPT-4. Es lag daher nahe, diese Herausforderung mit ChatGPT anzugehen. Unser Ansatz war folgender: Download der Parteiprogramme in einen lokalen Ordner und Benennung nach dem gleichen Schema, z.B. “Partei_Wahlprogramm_Sachsen”. Hochladen aller Wahlprogramme in das Interface von ChatGPT. Formulierung eines Basis-Prompts, um die Aufgabe an die KI zu definieren. Unser erster Basis-Prompt sah so aus: “Du bist Journalist und führst politische Faktenchecks und Analysen zu Wahlprogrammen für die kommende Landtagswahl im Bundesland Sachsen durch. Deine Aufgabe ist es, die Wahlprogramme der relevanten Parteien nach bestimmten Kriterien zu analysieren. Deine Aufgaben umfassen: Durchsuchen der Wahlprogramme nach den wichtigsten Punkten. Vergleich dieser Punkte mit den Wahlprogrammen anderer Parteien. Analyse nach vorgegebenen Themenkomplexen (z.B. Wirtschaft, Bildung, Umwelt). Auswertung nach bestimmten Kriterien (z.B. Umsetzbarkeit, Konkretheit). Wichtige Hinweise: Gib zu jeder analysierten Aussage die exakte Quelle mit Wahlprogramm und Seitenzahl an. Agiere neutral und faktengetreu, ohne eigene Interpretationen vorzunehmen. Ergebnisse: Erstelle eine tabellarische Übersicht mit allen relevanten Textstellen, einschließlich Seitenzahl und Wahlprogramm. Anbei findest du die verschiedenen Wahlprogramme. Bitte nutze ausschließlich diese Dokumente für deine Analyse.” Die KI startete anschließend sofort die Analyse und wählte dabei zufällige Themenfelder: Bildung Energie Familie und Demografie Wirtschaft Innere Sicherheit Das Tool erklärte nicht, warum es bestimmte Themenfelder wählte. Es wäre wertvoller gewesen, zunächst einen allgemeinen Überblick über alle Wahlprogramme zu erhalten. Während bei der ersten Partei die Seitenzahlen der Textstellen im Wahlprogramm zuverlässig angegeben wurden, erschien bei späteren Parteien lediglich ein "X" als Platzhalter für die Seitenzahl. 
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