Blog Layout

Prompt-Tipp: Interviews mit KI vorbereiten

11. Januar 2024

Interviews gehören zum Alltag von Journalist:innen und Reporter:innen. Zuletzt machte aber ein negatives Beispiel Schlagzeilen, das aufzeigt, wie KI bei Interviews NICHT verwendet werden sollte.


Die Boulevardzeitschrift “die aktuelle” hatte ein exklusives Interview mit Michael Schumacher veröffentlicht. Was zunächst wie ein medialer Coup aussah, entpuppte sich als KI-erstelltes Interview. Die Chefredakteurin des Blatts war anschließend ihren Jobs los.


Wie immer gilt: KI kann nicht die Arbeit von Journalist:innen ersetzen. KI sollte stattdessen eher als Assistent und als Inspirationsquelle für die journalistische Arbeit genutzt werden. Tools wie ChatGPT, Bard oder Bing Chat können uns daher große Helfer sein, um Interviewpartner:innen zu finden, mehr über sie zu erfahren und gute Interviewfragen zu brainstormen. Nochmal: Immer ist die KI nur Assistent und Sparringspartner für unsere eigene Arbeit.


Recherche von Interviewpartner:innen

Am Anfang jedes Prompts stehen die Persona und die Aufgabe (hier nochmal nachlesen). Wir bringen das KI-Tool in das richtige Setting, indem es eine von uns definierte Rolle übernimmt. In diesem Fall versetzen wir die KI in die Haut von Journalist:innen, die Interviews führen:


“Du bist Journalist:in für ein Online-Medium und führst regelmäßig ausführliche Interviews mit Personen aus Politik und Gesellschaft.”


Nun geht es um die Aufgabe, die wir der KI geben wollen. Das Tool soll für uns Interviewpartner:innen zu einem bestimmten Thema suchen. Dafür definieren wir das Thema, den Auftrag und die Form des Ergebnisses. Ein Beispiel-Prompt:


“Du möchtest ein Interview führen zum Thema ‘Veränderungen in der Gesellschaft durch künstliche Intelligenz’. Du benötigst Gesprächspartner:innen zu diesem Thema. Bitte recherchiere mögliche Personen. Diese können aus verschiedenen Bereichen wie Forschung, Technik, Medien stammen. Bitte erstelle mir eine Liste mit den Personen, mit ihrem Namen und ihrer Funktion.”


Die KI gibt mir folgendes Ergebnis:

Dies ist eine erste grobe Übersicht über Institutionen und konkrete Personen, mit der wir weiterarbeiten können. Wie immer gilt: Diese Informationen sollten anschließend auf ihre Richtigkeit überprüft werden.


Für diese Recherche ist es notwendig, ein Tool zu nutzen, das Internetzugang hat. Ich habe die Pro-Version von ChatGPT genutzt. Kostenlos geht es aber auch mit Google Bard oder dem Bing Chat.


Informationen über Gesprächspartner:innen

Ähnlich können wir vorgehen, sobald wir unsere Interviewpartner:innen gefunden haben und mehr über sie erfahren wollen. Dann geben wir der KI den Auftrag, weitere Informationen zu suchen und aufzubereiten. Wer sich für informationen aus verschiedenen Kategorien interessiert, sollte die KI fragen, Schritt für Schritt vorzugehen.


In dieser Woche hielten die Bauernproteste Deutschland in Atem. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, erlangte dabei neue Berühmtheit. Viel weiß die Öffentlichkeit nicht über Herrn Rukwied, daher ist er eine gute Person für meinen Test:


“Stelle mir Informationen zusammen zur Person Joachim Rukwied. Er ist Präsident des Deutschen Bauernverbands. Erstelle Schritt für Schritt eine Liste mit Informationen in folgenden Kategorien: Informationen zur Person, wichtige Aussagen, wichtige Ereignisse.”


Das Ergebnis:

Auch diese Informationen müssen geprüft werden, doch ein großer Vorteil der Websuche bei KI-Tools: die Quellen werden genannt und verlinkt.


Interviewfragen entwickeln

Sollten uns die Ergebnisse der KI noch nicht befriedigen, können wir Nachfragen stellen und in einen Austausch mit dem Tool treten. Ansonsten können wir zum nächsten Schritt kommen und mit Hilfe der KI Interviewfragen brainstormen.


Das Tool kennt den bisherigen Austausch mit Suche und Recherche zu Gesprächspartner:innen. Daher müssen wir im nächsten Prompt nur die Aufgabe präzise definieren. Dazu ist es wichtig, die konkreten Themen zu skizzieren, den Ton vorzugeben und die Form der Fragen festzulegen:


“Nach dieser Recherche zu Joachim Rukwied, bitte formuliere zehn Interviewfragen, die sich vor allem auf die folgenden zuvor recherchierten Aspekte beziehen:

1) Verteidigung des Subventionssystems für die Landwirtschaft

2) Notwendigkeit von Subventionen für die Landwirtschaft

3) Abstreiten der Verantwortung der Landwirtschaft für das Artensterben

4) Verharmlosung von Umweltproblemen durch die Landwirtschaft


Das Interview hat das Ziel, die grundsätzlichen Meinungen und Standpunkte von Herrn Rukwied zu besprechen und den Lesern darzustellen. Es soll nicht um konkrete Ereignisse gehen.


Nutze einen professionellen und anerkennenden Ton. Die Fragen können im Laufe des Interviews aber auch provokanter werden. Erstelle mir eine Liste mit den zehn Fragen in einer sinnvollen Reihenfolge.”


Hier das Ergebnis:

Die KI hat es geschafft, Fragen zu entwickeln, die sowohl generelle Standpunkte abfragen, provokant hinterfragen und mögliche Kompromisse oder Lösungen aufzeigen. Dennoch dient auch diese Übersicht natürlich nur als Inspiration für unsere Arbeit. Bei der Dramaturgie und Sprache der Fragen gibt es sicherlich noch Verbesserungsbedarf.

Chatverlauf nachlesen
von Patrick Große 5. Juli 2024
Heute möchte ich nochmal einen Exkurs in den Bereich der Bilderstellung wagen. Ein Bereich, der natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, vor allem im Journalismus. Die Nutzung von KI-Bildern ist irreführend und sollte nur mit entsprechendem Transparenzhinweis in Medien genutzt werden. Auf der anderen Seite steht die Diskussion, ob KI-Kunst wirklich Kunst ist. Dennoch gibt es viele, die sich zuhause privat mit der Erstellung von KI-Bildern befassen. Das ist mittlerweile mit zahlreichen Tools möglich: Midjourney, ChatGPT-Plus oder der erweiterten Version von Copilot, die viele Medienunternehmen inzwischen nutzen. Wie ein perfekter Prompt zur Bilderstellung aussieht, haben vor uns vor einiger Zeit bereits angeschaut. Doch wer mit KI-Bildern bereits experimentiert hat, wird merken, ein und derselbe Prompt produzieren über die Zeit andere Ergebnisse. Der Stil eines Bildes lässt sich über einfaches Prompten kaum halten. Hier kommt der sogenannte Seed (dt. Samen) in Spiel. Jedes von KI erstellte Bild kommt nämlich einen Seed, also eine einzigartige Nummer, mit dem das System das Bild erkennt. Durch die Nennung des Seeds können auch weitere Bilder in der Zukunft wieder im gleichen Stil erstellt werden. Mein Beispiel-Prompt: “Du bist Zeichner für Kinderbücher. Bitte erstelle ein Bild von einem Hasen, der gemeinsam mit einem Bär, einer Eule und einer Schnecke im Wald wohnt. Das Bild sollte eine ansprechende Zeichnung sein, die in einem Buch für Kinder von 2-5 Jahren erscheint.” Das Ergebnis: 
von Patrick Große 5. Juli 2024
In der Welt der Künstlichen Intelligenz gibt es derzeit heiße Diskussionen über die Grenze zwischen fairer Nutzung und Plagiat. Im Mittelpunkt steht Perplexity AI, ein Startup, das eine Suchmaschine mit einem Sprachmodell kombiniert, um detaillierte Antworten zu liefern. Anders als andere KI-Modelle trainiert Perplexity keine eigenen, sondern nutzt bestehende Modelle und sammelt Informationen aus dem Internet. Vorwürfe gegen Perplexity AI Im Juni 2023 wurde Perplexity vorgeworfen, unethisch zu handeln. Das Medium Forbes beschuldigte das Startup, einen seiner Artikel plagiiert zu haben, und Wired warf Perplexity vor, seine Website und andere unerlaubt zu scrapen. Diese Vorwürfe werfen ein Schlaglicht auf die komplexen rechtlichen und ethischen Fragen, die mit der Nutzung von KI im Journalismus verbunden sind. Das Problem mit dem Web-Scraping Wired berichtete, dass Perplexity das Robots Exclusion Protocol ignorierte, das Websites davor schützen soll, von Web-Crawlern durchforstet zu werden. Eine Untersuchung ergab, dass eine mit Perplexity verbundene IP-Adresse Inhalte von Websites sammelte, die für Bots gesperrt sind. Web-Scraping bedeutet, dass automatisierte Software das Internet durchforstet, um Informationen zu sammeln. Suchmaschinen wie Google tun dies, um Webseiten in Suchergebnissen anzuzeigen. Aber viele Verlage wollen nicht, dass ihre Inhalte für den Aufbau von KI-Datensätzen genutzt werden. Plagiat oder faire Nutzung? Wired und Forbes beschuldigten Perplexity auch des Plagiats. Wired stellte fest, dass der Perplexity-Chatbot einen ihrer Artikel fast wortwörtlich zusammenfasste. Forbes berichtete Ähnliches und kritisierte, dass Perplexity Inhalte von verschiedenen Nachrichtenquellen nutzte, ohne diese ausreichend zu kennzeichnen. Perplexity vergleicht seine Zusammenfassungen mit journalistischer Praxis, bei der Fakten aus verschiedenen Quellen genutzt werden. Zukunftsaussichten und Lösungen KI-Unternehmen wie OpenAI haben Vereinbarungen mit Nachrichtenverlagen getroffen, um deren Inhalte nutzen zu dürfen. Diese Abkommen ermöglichen den Verlagen, von der KI-generierten Nutzung ihrer Inhalte zu profitieren. Perplexity plant nun ähnliche Abkommen und möchte Verlagen durch Werbeeinnahmen einen Anteil zukommen lassen. Perplexity-CEO Aravind Srinivas erklärte, dass das Unternehmen die Quellen in Zukunft prominenter zitieren werde. Allerdings gebe es technische Herausforderungen, da KI-Modelle wie ChatGPT und Perplexity manchmal fehlerhafte oder erfundene Links generieren, was die Zuverlässigkeit der Zitate beeinträchtigen kann.
von Patrick Große 20. Juni 2024
Der heutige "Prompt-Tipp" ist ein Erfahrungsbericht über meine Arbeit mit Künstlicher Intelligenz, der zur Abwechslung einmal keinen spezifischen Prompt für die journalistische Arbeit bietet. In der vergangenen Woche hatte ich die Gelegenheit, als "Mechaniker" an der KI-Werkstatt von MDR next in Leipzig teilzunehmen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die Einladung. Dort konnten Redakteur:innen vorbeikommen, um ihre konkreten KI-Herausforderungen zu besprechen und auszuprobieren. Zwei Kolleg:innen kamen mit dem Ziel, KI zu nutzen, um die verschiedenen Wahlprogramme zur kommenden Landtagswahl in Sachsen zu analysieren. Der MDR testet derzeit ein internes GPT-Tool, ähnlich wie der SWR, in einer ersten Testphase. Dieses Tool basiert auf den Fähigkeiten von ChatGPT-4. Es lag daher nahe, diese Herausforderung mit ChatGPT anzugehen. Unser Ansatz war folgender: Download der Parteiprogramme in einen lokalen Ordner und Benennung nach dem gleichen Schema, z.B. “Partei_Wahlprogramm_Sachsen”. Hochladen aller Wahlprogramme in das Interface von ChatGPT. Formulierung eines Basis-Prompts, um die Aufgabe an die KI zu definieren. Unser erster Basis-Prompt sah so aus: “Du bist Journalist und führst politische Faktenchecks und Analysen zu Wahlprogrammen für die kommende Landtagswahl im Bundesland Sachsen durch. Deine Aufgabe ist es, die Wahlprogramme der relevanten Parteien nach bestimmten Kriterien zu analysieren. Deine Aufgaben umfassen: Durchsuchen der Wahlprogramme nach den wichtigsten Punkten. Vergleich dieser Punkte mit den Wahlprogrammen anderer Parteien. Analyse nach vorgegebenen Themenkomplexen (z.B. Wirtschaft, Bildung, Umwelt). Auswertung nach bestimmten Kriterien (z.B. Umsetzbarkeit, Konkretheit). Wichtige Hinweise: Gib zu jeder analysierten Aussage die exakte Quelle mit Wahlprogramm und Seitenzahl an. Agiere neutral und faktengetreu, ohne eigene Interpretationen vorzunehmen. Ergebnisse: Erstelle eine tabellarische Übersicht mit allen relevanten Textstellen, einschließlich Seitenzahl und Wahlprogramm. Anbei findest du die verschiedenen Wahlprogramme. Bitte nutze ausschließlich diese Dokumente für deine Analyse.” Die KI startete anschließend sofort die Analyse und wählte dabei zufällige Themenfelder: Bildung Energie Familie und Demografie Wirtschaft Innere Sicherheit Das Tool erklärte nicht, warum es bestimmte Themenfelder wählte. Es wäre wertvoller gewesen, zunächst einen allgemeinen Überblick über alle Wahlprogramme zu erhalten. Während bei der ersten Partei die Seitenzahlen der Textstellen im Wahlprogramm zuverlässig angegeben wurden, erschien bei späteren Parteien lediglich ein "X" als Platzhalter für die Seitenzahl. 
Mehr anzeigen
Share by: