In den letzten Wochen hatte ich die Gelegenheit, die Süddeutsche Zeitung bei der Durchführung eines KI-Workshops für ihre Führungskräftetagung zu beraten. Während dieser Zeit kam ich mit vielen KI-interessierten Journalist:innen in München in Kontakt und konnte zahlreiche Inspirationen aus diesem Austausch gewinnen.
Ein besonders prägnantes Thema brachte Dirk von Gehlen, Direktor des Think Tanks am SZ-Institut, auf: das Gendern mit KI. Dieses Thema, das gesellschaftliche Debatten auslöst, besonders nach Entscheidungen wie dem Verbot des Genderns an öffentlichen Einrichtungen in Bayern, steht im Fokus vieler Diskussionen.
Viele Medienunternehmen stehen vor der Frage, ob und wie sie in ihren Beiträgen gendern sollen – ob mit Sternchen, Doppelpunkt, Binnen-I oder durch parallele Nutzung männlicher und weiblicher Formen. Diese Überlegungen werden oft nur aus der Perspektive der Sender:innen, der Medienunternehmen, angestellt.
Es wäre jedoch sinnvoll, diese Diskussion aus der Sicht der Empfänger:innen zu führen und es den Lesenden zu überlassen, ob und wie sie gegenderte Texte erhalten möchten. Man könnte sich einen Schalter vorstellen, den die Nutzenden selbst aktivieren oder deaktivieren können.
Dass dies technisch umsetzbar ist, beweisen bereits vorhandene KI-Anwendungen. Jeder Text kann problemlos in verschiedenen gegenderten Versionen erstellt werden. Die KI versteht das Konzept des Genderns und kann Texte entsprechend anpassen. Hier einige einfache Befehle:
“Schreibe den Text vollständig im generischen Maskulinum.”
“Schreibe den Text gegendert mit Doppelpunkt / Sternchen / Binnen-I / Unterstrich.”
“Gendere den Text durch Doppelnennung männlicher und weiblicher Formen, z.B.: Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen.”
“Verwende wo möglich genderneutrale Begriffe wie Studierende statt Studenten; Nutzende statt Nutzer; angeklagte Person statt Angeklagter.”
Obwohl diese Lösung für Verfechter einer umfassenden Gendersprache nicht ausreichen mag, kann ein Empfänger-zentrierter Ansatz helfen, Konflikte zu entschärfen und hitzige Diskussionen zu vermeiden.
Ich habe diese Methode anhand eines Nachrichtentextes ohne Gendern erfolgreich getestet.