Die Frage, die ich am häufigsten bei meinen KI-Schulungen und Vorträgen bekomme, ist: “Aber können wir den Informationen der KI trauen?”. Das ist eine gute Frage, denn in der Vergangenheit produzierte die KI immer wieder Falschinformationen, sogenannte Halluzinationen. Und auch wenn dies meiner Beobachtung nach in den vergangenen Monaten nachgelassen hat, ist die Gefahr immer noch da.
Gleichzeitig kann die KI uns im Medienalltag aber auch dabei helfen, Falschinformationen aufzudecken und Informationen zu korrigieren. Dies ist möglich mit einer Vielzahl von Informationen, z.B. Zitate, Statistiken, Fakten, usw. KI hilft uns als Assistent dabei diese Informationen zu überprüfen.
Am Anfang jedes Einsatzes von KI steht ein guter Prompt. Ich wähle in diesem Fall diesen:
“Ich bin Journalist und arbeite mit Zitaten, Statistiken und Fakten. Teil meines Jobs ist es auch, Informationen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Du bist mein Assistent dabei. Überprüfe die Informationen, die ich dir gebe. Dabei geht es darum zu überprüfen, ob die Informationen wirklich stimmen, und wenn ja, ob sie zu 100 Prozent deckungsgleich mit dem Original sind. Bitte gib mir zu jeder Information an, ob diese echt ist oder nicht. Dann gib ebenfalls an, ob diese zu 100 Prozent stimmt, oder leicht verändert wurde. Dann gib mir auch Quellen, die die Echtheit belegen.”
Nun habe ich mir einen eigenen kleinen Bot gebaut, dem ich jede beliebige Information geben kann. Ich starte mit einem Test zu Zitaten. Wurden folgende Zitate wirklich genau so von den entsprechenden Personen getätigt?
Als erstes nehme ich ein Zitat von Frank Beckenbauer und verändere dieses zum Test leicht.
Original:
"Ich bin immer noch am Überlegen, welche Sportart meine Mannschaft an diesem Abend ausgeübt hat. Fußball war's mit Sicherheit nicht."
Meine Version:
"Ich bin immer noch am Überlegen, welche Sportart mein Team an diesem Abend ausgeübt hat. Fußball war's mit Sicherheit nicht."
Ich gebe der KI nun folgenden Auftrag:
“Ist dieses Zitat von Frank Beckenbauer echt? ‘Ich bin immer noch am Überlegen, welche Sportart mein Team an diesem Abend ausgeübt hat. Fußball war's mit Sicherheit nicht.’”
Ich erhalte folgende richtige Antwort:
Ja, das Zitat ist echt und stammt von Franz Beckenbauer. Allerdings wurde es leicht verändert. Das korrekte Zitat lautet:
"Ich bin immer noch am Überlegen, welche Sportart meine Mannschaft an diesem Abend ausgeübt hat. Fußball war’s mit Sicherheit nicht."
Die Quellen bestätigen die Echtheit des Zitats. Es wurde nach einer Niederlage des FC Bayern München geäußert.
Nun teste ich es mit Statistiken bzw. Daten. Der Temperaturrekord in China liegt bei 52,2 Grad Celsius. Ich möchte der KI aber verklickern, dass dieser bei 53,3 Grad liegt. Mal schauen, ob der Fehler auffällt:
“Stimmt diese Information? Der Hitzerekord in China liegt bei 53,3 Grad Celsius.”
Die Antwort:
Die Information ist nicht korrekt. Der Hitzerekord in China liegt bei 52,2 Grad Celsius, nicht bei 53,3 Grad. Dieser Rekord wurde in der abgelegenen Gemeinde Sanbao im Nordwesten Chinas gemessen. Der bisherige Höchstwert in der Volksrepublik wurde 2015 mit 50,3 Grad gemessen. Die Quellen bestätigen die Echtheit dieser Information.
Zuletzt frage ich noch Informationen bzw. Fakten ab. Schauspieler Elyas M’Barek lebt seit 2022 in New York. Der KI gebe ich allerdings die Information, dass es stattdessen London ist:
“Stimmt die folgende Information? Schauspieler Elyas M'Barek lebt seit 2022 in London.”
Die Antwort:
Die Information ist nicht korrekt. Schauspieler Elyas M’Barek lebt seit 2022 nicht in London, sondern in New York. Er zog kurz nach der Hochzeit mit seiner Frau Jessica in eine Wohnung im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Die Quellen bestätigen die Echtheit dieser Information.
In diesen drei Fällen hat der Faktencheck also sehr gut funktioniert. Zugegeben - das waren keine besonders herausfordernden Daten und Informationen, dennoch zeigen sie, was mit KI möglich ist. Teste gerne einmal selbst, ob es auch bei dir klappt mit Informationen deiner täglichen journalistischen Arbeit.
Für den Test habe ich übrigens die kostenfreie Version von Microsoft Copilot genutzt. Warum? Zum einen hat Copilot meiner Meinung nach aktuell die beste Vernetzung zum Internet. Die ist nötig, um die Fakten und Informationen in Echtzeit mit Quellen im Internet abzugleichen. Ohne die Internetverbindung besteht die Gefahr neuer Halluzinationen, da jedes KI-Tool nicht mit tagesaktuellen Daten arbeitet.
Zum anderen gibt mir Copilot direkt zahlreiche Links zu Originalquellen, sodass ich die Infos direkt selbst noch einmal überprüfen kann.