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Background: KI-Leitlinien deutscher Medienunternehmen

13. Juli 2023

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) ist für Medienunternehmen von großer Bedeutung. Angesichts der zunehmenden Nutzung von KI-Anwendungen haben verschiedene Unternehmen Leitlinien und Richtlinien entwickelt, um ethische Fragestellungen zu klären, Missbrauch zu verhindern und Transparenz zu fördern. Diese Leitlinien legen den Fokus auf Verantwortung, Rechtmäßigkeit und den Schutz des Vertrauens der Nutzer:innen. Eine Recherche von Konrad Weber gibt Einblick in die Leitlinien einiger renommierter deutscher Medienunternehmen im Umgang mit KI. Hier eine Auswahl:


Deutsche Presseagentur (DPA):

  1. Die dpa setzt KI zu verschiedenen Zwecken ein und steht dem verstärkten Einsatz von KI aufgeschlossen gegenüber.
  2. Die dpa setzt KI nur unter menschlicher Aufsicht ein. Die letzte Entscheidung über den Einsatz von KI-basierten Produkten trifft ein Mensch.
  3. Die dpa setzt nur rechtmässige KI ein, die sich an geltendes Recht und gesetzliche Bestimmungen hält und die unseren ethischen Grundsätzen gerecht wird.
  4. Die dpa setzt KI ein, die technisch robust und sicher ist, um die Risiken für Fehler und Missbrauch zu minimieren.
  5. Die dpa ermuntert alle Mitarbeiter:innen, sich offen und neugierig mit den Möglichkeiten von KI zu befassen.


Der Spiegel (Auszug):

  1. Wir wollen uns den Möglichkeiten, die KI-Systeme bieten, (…) mit grosser Offenheit nähern und unsere Teams genauso wie einzelne Mitarbeitende ermutigen, sich damit auseinanderzusetzen.
  2. Das Vertrauen unserer Nutzerinnen und Nutzer in unseren Journalismus ist unser wichtigstes Gut. Wie bei jeder Technologie, die wir einsetzen, gilt: Wir sind für alle unsere Inhalte verantwortlich.
  3. Wir setzen künstliche Intelligenz in unseren eigenen Produkten niemals ohne Aufsicht oder klare Spielregeln ein und prüfen, ob das Resultat unseren strengen Ansprüchen an Faktentreue, Ausgewogenheit und kritische Unabhängigkeit gerecht wird. 


Bayerischer Rundfunk (BR, Auszug):

  1. Wir nutzen KI, um unsere Arbeit effizienter zu machen, verantwortlich mit den Ressourcen umzugehen, (…) um neue Inhalte zu generieren, neue Methoden für investigative Recherchen zu entwickeln und Angebote für unsere Nutzer:innen attraktiver zu machen.
  2. Wir beteiligen uns an der Debatte über die gesellschaftliche Rolle von Algorithmen, indem wir über Trends informieren, KI-Entwicklungen einordnen, investigativ zu Algorithmen recherchieren, Funktionsweisen erläutern und eine offene Diskussion über die Weiterentwicklung der öffentlich-rechtlichen Medienarbeit in der Daten-Gesellschaft befördern.
  3. Wir denken stets die gesellschaftliche Vielfalt Bayerns und Deutschlands mit. So streben wir nach (…) einem aufmerksamen und bewussten Umgang mit möglichen Vorurteilen in Trainingsdaten (algorithmic accountability), auch durch möglichst diverse Teams.
  4. Bewusste Datenkultur: Wir verlangen von Dienstleistern belastbare Informationen zu den Datenquellen: Womit wurde das Modell trainiert?
  5. Redaktionelle Kontrolle: Auch bei automated journalism und Datenjournalismus liegt die publizistische Verantwortung bei den Redaktionen.


Insgesamt zeigen die Leitlinien der verschiedenen Medienunternehmen, dass sie offen für den Einsatz von KI sind, jedoch stets innerhalb der gesetzlichen Vorgaben agieren möchten. Die Herausforderung besteht darin, die KI-Tools entsprechend zu trainieren, um den gewünschten kulturellen Rahmen einzuhalten. Dennoch liegt letztendlich die finale Verantwortung immer bei den Menschen, insbesondere im Bereich des automatisierten Journalismus.


Diese Standpunkte teile ich: KI allein kann keinen zuverlässigen und menschennahen Journalismus liefern. Es bedarf weiterhin der Kontrolle und der menschlichen Verantwortung. Gleichzeitig kann KI jedoch ein mächtiges Werkzeug sein, um journalistische Prozesse zu vereinfachen und effizienter zu gestalten. Die Kombination von menschlichem Verständnis und KI-Unterstützung eröffnet neue Möglichkeiten, um den Leser:innen qualitativ hochwertige und relevante Inhalte zu bieten.


Dazu zwei meiner Lieblingszitate:


Die Journalist:innen sind die Magier:innen, die KI ist der Zauberstab.


Oder etwas härter ausgedrückt:


In der Zukunft wird dein Job nicht ersetzt durch KI, sondern durch eine Person, die KI beherrscht.

von Patrick Große 5. Juli 2024
Heute möchte ich nochmal einen Exkurs in den Bereich der Bilderstellung wagen. Ein Bereich, der natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, vor allem im Journalismus. Die Nutzung von KI-Bildern ist irreführend und sollte nur mit entsprechendem Transparenzhinweis in Medien genutzt werden. Auf der anderen Seite steht die Diskussion, ob KI-Kunst wirklich Kunst ist. Dennoch gibt es viele, die sich zuhause privat mit der Erstellung von KI-Bildern befassen. Das ist mittlerweile mit zahlreichen Tools möglich: Midjourney, ChatGPT-Plus oder der erweiterten Version von Copilot, die viele Medienunternehmen inzwischen nutzen. Wie ein perfekter Prompt zur Bilderstellung aussieht, haben vor uns vor einiger Zeit bereits angeschaut. Doch wer mit KI-Bildern bereits experimentiert hat, wird merken, ein und derselbe Prompt produzieren über die Zeit andere Ergebnisse. Der Stil eines Bildes lässt sich über einfaches Prompten kaum halten. Hier kommt der sogenannte Seed (dt. Samen) in Spiel. Jedes von KI erstellte Bild kommt nämlich einen Seed, also eine einzigartige Nummer, mit dem das System das Bild erkennt. Durch die Nennung des Seeds können auch weitere Bilder in der Zukunft wieder im gleichen Stil erstellt werden. Mein Beispiel-Prompt: “Du bist Zeichner für Kinderbücher. Bitte erstelle ein Bild von einem Hasen, der gemeinsam mit einem Bär, einer Eule und einer Schnecke im Wald wohnt. Das Bild sollte eine ansprechende Zeichnung sein, die in einem Buch für Kinder von 2-5 Jahren erscheint.” Das Ergebnis: 
von Patrick Große 5. Juli 2024
In der Welt der Künstlichen Intelligenz gibt es derzeit heiße Diskussionen über die Grenze zwischen fairer Nutzung und Plagiat. Im Mittelpunkt steht Perplexity AI, ein Startup, das eine Suchmaschine mit einem Sprachmodell kombiniert, um detaillierte Antworten zu liefern. Anders als andere KI-Modelle trainiert Perplexity keine eigenen, sondern nutzt bestehende Modelle und sammelt Informationen aus dem Internet. Vorwürfe gegen Perplexity AI Im Juni 2023 wurde Perplexity vorgeworfen, unethisch zu handeln. Das Medium Forbes beschuldigte das Startup, einen seiner Artikel plagiiert zu haben, und Wired warf Perplexity vor, seine Website und andere unerlaubt zu scrapen. Diese Vorwürfe werfen ein Schlaglicht auf die komplexen rechtlichen und ethischen Fragen, die mit der Nutzung von KI im Journalismus verbunden sind. Das Problem mit dem Web-Scraping Wired berichtete, dass Perplexity das Robots Exclusion Protocol ignorierte, das Websites davor schützen soll, von Web-Crawlern durchforstet zu werden. Eine Untersuchung ergab, dass eine mit Perplexity verbundene IP-Adresse Inhalte von Websites sammelte, die für Bots gesperrt sind. Web-Scraping bedeutet, dass automatisierte Software das Internet durchforstet, um Informationen zu sammeln. Suchmaschinen wie Google tun dies, um Webseiten in Suchergebnissen anzuzeigen. Aber viele Verlage wollen nicht, dass ihre Inhalte für den Aufbau von KI-Datensätzen genutzt werden. Plagiat oder faire Nutzung? Wired und Forbes beschuldigten Perplexity auch des Plagiats. Wired stellte fest, dass der Perplexity-Chatbot einen ihrer Artikel fast wortwörtlich zusammenfasste. Forbes berichtete Ähnliches und kritisierte, dass Perplexity Inhalte von verschiedenen Nachrichtenquellen nutzte, ohne diese ausreichend zu kennzeichnen. Perplexity vergleicht seine Zusammenfassungen mit journalistischer Praxis, bei der Fakten aus verschiedenen Quellen genutzt werden. Zukunftsaussichten und Lösungen KI-Unternehmen wie OpenAI haben Vereinbarungen mit Nachrichtenverlagen getroffen, um deren Inhalte nutzen zu dürfen. Diese Abkommen ermöglichen den Verlagen, von der KI-generierten Nutzung ihrer Inhalte zu profitieren. Perplexity plant nun ähnliche Abkommen und möchte Verlagen durch Werbeeinnahmen einen Anteil zukommen lassen. Perplexity-CEO Aravind Srinivas erklärte, dass das Unternehmen die Quellen in Zukunft prominenter zitieren werde. Allerdings gebe es technische Herausforderungen, da KI-Modelle wie ChatGPT und Perplexity manchmal fehlerhafte oder erfundene Links generieren, was die Zuverlässigkeit der Zitate beeinträchtigen kann.
von Patrick Große 20. Juni 2024
Der heutige "Prompt-Tipp" ist ein Erfahrungsbericht über meine Arbeit mit Künstlicher Intelligenz, der zur Abwechslung einmal keinen spezifischen Prompt für die journalistische Arbeit bietet. In der vergangenen Woche hatte ich die Gelegenheit, als "Mechaniker" an der KI-Werkstatt von MDR next in Leipzig teilzunehmen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die Einladung. Dort konnten Redakteur:innen vorbeikommen, um ihre konkreten KI-Herausforderungen zu besprechen und auszuprobieren. Zwei Kolleg:innen kamen mit dem Ziel, KI zu nutzen, um die verschiedenen Wahlprogramme zur kommenden Landtagswahl in Sachsen zu analysieren. Der MDR testet derzeit ein internes GPT-Tool, ähnlich wie der SWR, in einer ersten Testphase. Dieses Tool basiert auf den Fähigkeiten von ChatGPT-4. Es lag daher nahe, diese Herausforderung mit ChatGPT anzugehen. Unser Ansatz war folgender: Download der Parteiprogramme in einen lokalen Ordner und Benennung nach dem gleichen Schema, z.B. “Partei_Wahlprogramm_Sachsen”. Hochladen aller Wahlprogramme in das Interface von ChatGPT. Formulierung eines Basis-Prompts, um die Aufgabe an die KI zu definieren. Unser erster Basis-Prompt sah so aus: “Du bist Journalist und führst politische Faktenchecks und Analysen zu Wahlprogrammen für die kommende Landtagswahl im Bundesland Sachsen durch. Deine Aufgabe ist es, die Wahlprogramme der relevanten Parteien nach bestimmten Kriterien zu analysieren. Deine Aufgaben umfassen: Durchsuchen der Wahlprogramme nach den wichtigsten Punkten. Vergleich dieser Punkte mit den Wahlprogrammen anderer Parteien. Analyse nach vorgegebenen Themenkomplexen (z.B. Wirtschaft, Bildung, Umwelt). Auswertung nach bestimmten Kriterien (z.B. Umsetzbarkeit, Konkretheit). Wichtige Hinweise: Gib zu jeder analysierten Aussage die exakte Quelle mit Wahlprogramm und Seitenzahl an. Agiere neutral und faktengetreu, ohne eigene Interpretationen vorzunehmen. Ergebnisse: Erstelle eine tabellarische Übersicht mit allen relevanten Textstellen, einschließlich Seitenzahl und Wahlprogramm. Anbei findest du die verschiedenen Wahlprogramme. Bitte nutze ausschließlich diese Dokumente für deine Analyse.” Die KI startete anschließend sofort die Analyse und wählte dabei zufällige Themenfelder: Bildung Energie Familie und Demografie Wirtschaft Innere Sicherheit Das Tool erklärte nicht, warum es bestimmte Themenfelder wählte. Es wäre wertvoller gewesen, zunächst einen allgemeinen Überblick über alle Wahlprogramme zu erhalten. Während bei der ersten Partei die Seitenzahlen der Textstellen im Wahlprogramm zuverlässig angegeben wurden, erschien bei späteren Parteien lediglich ein "X" als Platzhalter für die Seitenzahl. 
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