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Background: KI als Spiegelbild der Gesellschaft?

28. September 2023

Vielleicht ist es dir selbst schon einmal aufgefallen beim Experimentieren: Fragt man KI-Tools, vor allem Fototools wie Midjourney, nach Darstellungen von Menschen kommen bestimmte Eigenschaften übermäßig oft vor: männlich und weiß. Es gibt viele Beispiele, in denen Künstliche Intelligenz mit Vorurteilen oder diskriminierend antwortet. Wie ist das möglich?


Ursprung der Diskriminierung in KI

Die Diskriminierung in KI hat oft ihre Wurzeln in den Daten, mit denen die Algorithmen trainiert werden. Wenn ein Algorithmus mit voreingenommenen Daten trainiert wird, spiegelt er diese Vorurteile in seinen Ergebnissen wider. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist ein Gesichtserkennungsalgorithmus. Wenn dieser Algorithmus hauptsächlich mit Bildern von weißen Gesichtern trainiert wird, könnte er Schwierigkeiten haben, Gesichter von Menschen anderer Ethnien korrekt zu erkennen. Das Problem wird dadurch verschärft, dass solche Vorurteile oft nicht absichtlich in die Algorithmen eingeführt werden. Sie entstehen vielmehr durch unausgewogene oder unvollständige Datensätze, die die Realität nicht korrekt abbilden.


Beispiele für Diskriminierung durch KI

Ein besonders besorgniserregendes Beispiel für Diskriminierung durch KI wurde im amerikanischen Gesundheitssystem festgestellt. Ein in US-Krankenhäusern eingesetzter Algorithmus zur Vorhersage des zusätzlichen medizinischen Bedarfs von Patient:innen zeigte eine klare Bevorzugung von weißen Patient:innen gegenüber schwarzen. Der Grund dafür war, dass der Algorithmus die vergangenen Gesundheitsausgaben der Patient:innen berücksichtigte, die wiederum mit der ethnischen Herkunft korreliert waren.


Amazon, ein weltweit führendes Technologieunternehmen, war ebenfalls von KI-Diskriminierung betroffen. Ein von Amazon entwickelter Algorithmus zur Bewertung von Bewerber:innen für technische Positionen zeigte eine klare Voreingenommenheit gegenüber Frauen. Dies war besonders problematisch, da der Algorithmus Bewerbungen von Frauen systematisch benachteiligte.


Wie KI die Vorurteile der Gesellschaft widerspiegelt

Es ist wichtig zu betonen, dass KI-Systeme nicht von Natur aus voreingenommen sind. Sie reflektieren lediglich die Vorurteile, die in den Daten vorhanden sind, mit denen sie trainiert wurden. In vielen Fällen sind diese Daten ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Vorurteile. So können KI-Modelle, die auf Nachrichtenartikeln trainiert wurden, soziale Geschlechtervorurteile widerspiegeln. Ebenso können Daten, die in bestimmten geografischen Gebieten gesammelt wurden, zu einer Verzerrung in Kriminalitätsvorhersagemodellen führen.


Mögliche Lösungsansätze

  • Um die Diskriminierung durch KI zu bekämpfen, müssen Algorithmen in realen Einstellungen getestet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass sie keine Vorurteile aufweisen.


  • Ein weiterer Ansatz ist die Berücksichtigung von "kontrafaktischer Fairness". Dies bedeutet, dass ein Modell die gleichen Entscheidungen treffen sollte, unabhängig von sensiblen Merkmalen wie ethnischer Herkunft oder Geschlecht.


  • Ein vielversprechender Ansatz zur Bekämpfung von KI-Diskriminierung ist die Einbindung von Menschen in den Entscheidungsprozess, das sogenannte "Human-in-the-Loop"-System. Hierbei greift ein Mensch ein, wenn die Maschine ein Problem nicht lösen kann. Dies führt zu einer kontinuierlichen Feedback-Schleife, durch die die KI ständig verbessert wird.


Während KI das Potenzial hat, viele Aspekte unseres Lebens zu verbessern, ist es unerlässlich, die ethischen Herausforderungen, die sie mit sich bringt, ernst zu nehmen. Nur durch eine sorgfältige Überprüfung und ständige Wachsamkeit können wir sicherstellen, dass KI-Systeme fair und unvoreingenommen sind.

von Patrick Große 5. Juli 2024
Heute möchte ich nochmal einen Exkurs in den Bereich der Bilderstellung wagen. Ein Bereich, der natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, vor allem im Journalismus. Die Nutzung von KI-Bildern ist irreführend und sollte nur mit entsprechendem Transparenzhinweis in Medien genutzt werden. Auf der anderen Seite steht die Diskussion, ob KI-Kunst wirklich Kunst ist. Dennoch gibt es viele, die sich zuhause privat mit der Erstellung von KI-Bildern befassen. Das ist mittlerweile mit zahlreichen Tools möglich: Midjourney, ChatGPT-Plus oder der erweiterten Version von Copilot, die viele Medienunternehmen inzwischen nutzen. Wie ein perfekter Prompt zur Bilderstellung aussieht, haben vor uns vor einiger Zeit bereits angeschaut. Doch wer mit KI-Bildern bereits experimentiert hat, wird merken, ein und derselbe Prompt produzieren über die Zeit andere Ergebnisse. Der Stil eines Bildes lässt sich über einfaches Prompten kaum halten. Hier kommt der sogenannte Seed (dt. Samen) in Spiel. Jedes von KI erstellte Bild kommt nämlich einen Seed, also eine einzigartige Nummer, mit dem das System das Bild erkennt. Durch die Nennung des Seeds können auch weitere Bilder in der Zukunft wieder im gleichen Stil erstellt werden. Mein Beispiel-Prompt: “Du bist Zeichner für Kinderbücher. Bitte erstelle ein Bild von einem Hasen, der gemeinsam mit einem Bär, einer Eule und einer Schnecke im Wald wohnt. Das Bild sollte eine ansprechende Zeichnung sein, die in einem Buch für Kinder von 2-5 Jahren erscheint.” Das Ergebnis: 
von Patrick Große 5. Juli 2024
In der Welt der Künstlichen Intelligenz gibt es derzeit heiße Diskussionen über die Grenze zwischen fairer Nutzung und Plagiat. Im Mittelpunkt steht Perplexity AI, ein Startup, das eine Suchmaschine mit einem Sprachmodell kombiniert, um detaillierte Antworten zu liefern. Anders als andere KI-Modelle trainiert Perplexity keine eigenen, sondern nutzt bestehende Modelle und sammelt Informationen aus dem Internet. Vorwürfe gegen Perplexity AI Im Juni 2023 wurde Perplexity vorgeworfen, unethisch zu handeln. Das Medium Forbes beschuldigte das Startup, einen seiner Artikel plagiiert zu haben, und Wired warf Perplexity vor, seine Website und andere unerlaubt zu scrapen. Diese Vorwürfe werfen ein Schlaglicht auf die komplexen rechtlichen und ethischen Fragen, die mit der Nutzung von KI im Journalismus verbunden sind. Das Problem mit dem Web-Scraping Wired berichtete, dass Perplexity das Robots Exclusion Protocol ignorierte, das Websites davor schützen soll, von Web-Crawlern durchforstet zu werden. Eine Untersuchung ergab, dass eine mit Perplexity verbundene IP-Adresse Inhalte von Websites sammelte, die für Bots gesperrt sind. Web-Scraping bedeutet, dass automatisierte Software das Internet durchforstet, um Informationen zu sammeln. Suchmaschinen wie Google tun dies, um Webseiten in Suchergebnissen anzuzeigen. Aber viele Verlage wollen nicht, dass ihre Inhalte für den Aufbau von KI-Datensätzen genutzt werden. Plagiat oder faire Nutzung? Wired und Forbes beschuldigten Perplexity auch des Plagiats. Wired stellte fest, dass der Perplexity-Chatbot einen ihrer Artikel fast wortwörtlich zusammenfasste. Forbes berichtete Ähnliches und kritisierte, dass Perplexity Inhalte von verschiedenen Nachrichtenquellen nutzte, ohne diese ausreichend zu kennzeichnen. Perplexity vergleicht seine Zusammenfassungen mit journalistischer Praxis, bei der Fakten aus verschiedenen Quellen genutzt werden. Zukunftsaussichten und Lösungen KI-Unternehmen wie OpenAI haben Vereinbarungen mit Nachrichtenverlagen getroffen, um deren Inhalte nutzen zu dürfen. Diese Abkommen ermöglichen den Verlagen, von der KI-generierten Nutzung ihrer Inhalte zu profitieren. Perplexity plant nun ähnliche Abkommen und möchte Verlagen durch Werbeeinnahmen einen Anteil zukommen lassen. Perplexity-CEO Aravind Srinivas erklärte, dass das Unternehmen die Quellen in Zukunft prominenter zitieren werde. Allerdings gebe es technische Herausforderungen, da KI-Modelle wie ChatGPT und Perplexity manchmal fehlerhafte oder erfundene Links generieren, was die Zuverlässigkeit der Zitate beeinträchtigen kann.
von Patrick Große 20. Juni 2024
Der heutige "Prompt-Tipp" ist ein Erfahrungsbericht über meine Arbeit mit Künstlicher Intelligenz, der zur Abwechslung einmal keinen spezifischen Prompt für die journalistische Arbeit bietet. In der vergangenen Woche hatte ich die Gelegenheit, als "Mechaniker" an der KI-Werkstatt von MDR next in Leipzig teilzunehmen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die Einladung. Dort konnten Redakteur:innen vorbeikommen, um ihre konkreten KI-Herausforderungen zu besprechen und auszuprobieren. Zwei Kolleg:innen kamen mit dem Ziel, KI zu nutzen, um die verschiedenen Wahlprogramme zur kommenden Landtagswahl in Sachsen zu analysieren. Der MDR testet derzeit ein internes GPT-Tool, ähnlich wie der SWR, in einer ersten Testphase. Dieses Tool basiert auf den Fähigkeiten von ChatGPT-4. Es lag daher nahe, diese Herausforderung mit ChatGPT anzugehen. Unser Ansatz war folgender: Download der Parteiprogramme in einen lokalen Ordner und Benennung nach dem gleichen Schema, z.B. “Partei_Wahlprogramm_Sachsen”. Hochladen aller Wahlprogramme in das Interface von ChatGPT. Formulierung eines Basis-Prompts, um die Aufgabe an die KI zu definieren. Unser erster Basis-Prompt sah so aus: “Du bist Journalist und führst politische Faktenchecks und Analysen zu Wahlprogrammen für die kommende Landtagswahl im Bundesland Sachsen durch. Deine Aufgabe ist es, die Wahlprogramme der relevanten Parteien nach bestimmten Kriterien zu analysieren. Deine Aufgaben umfassen: Durchsuchen der Wahlprogramme nach den wichtigsten Punkten. Vergleich dieser Punkte mit den Wahlprogrammen anderer Parteien. Analyse nach vorgegebenen Themenkomplexen (z.B. Wirtschaft, Bildung, Umwelt). Auswertung nach bestimmten Kriterien (z.B. Umsetzbarkeit, Konkretheit). Wichtige Hinweise: Gib zu jeder analysierten Aussage die exakte Quelle mit Wahlprogramm und Seitenzahl an. Agiere neutral und faktengetreu, ohne eigene Interpretationen vorzunehmen. Ergebnisse: Erstelle eine tabellarische Übersicht mit allen relevanten Textstellen, einschließlich Seitenzahl und Wahlprogramm. Anbei findest du die verschiedenen Wahlprogramme. Bitte nutze ausschließlich diese Dokumente für deine Analyse.” Die KI startete anschließend sofort die Analyse und wählte dabei zufällige Themenfelder: Bildung Energie Familie und Demografie Wirtschaft Innere Sicherheit Das Tool erklärte nicht, warum es bestimmte Themenfelder wählte. Es wäre wertvoller gewesen, zunächst einen allgemeinen Überblick über alle Wahlprogramme zu erhalten. Während bei der ersten Partei die Seitenzahlen der Textstellen im Wahlprogramm zuverlässig angegeben wurden, erschien bei späteren Parteien lediglich ein "X" als Platzhalter für die Seitenzahl. 
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